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Chemie-Geschichte

Schmidt, Albrecht

Kurzbiografie

Chemiker, Industrieller
03.07.1864 (Grevenbrück/Westf.) - 27.05.1945 (Remscheid)
Wirkungsorte: Berlin, Höchst, Frankfurt am Main

Schmidt studierte Chemie in Darmstadt, Heidelberg und Straßburg, u.a. bei Bunsen und Fittig, bei dem er 1887 promovierte. In dem von ihm 1888 begründeten und geleiteten Forschungslabor bei Schering in Berlin begann er seine umfangreiche Forschungs- und Erfinderlauf­bahn, die in über 2300 Patente mündete. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten in Berlin gehören die über Piperazin, Formalin, Urotropin und Formaldehyd-Casein-Kondensationsprodukte.

1898 wechselt Schmidt zu den Farbwerken Hoechst am Main, wo er sich vorallem den organischen Farbstoffen widmet. Hier steigt der ergeizige Schmidt auch - anders als bei Schering - schnell in die Leitung der Firma auf.
Im 1. Weltkrieg entwickelte er u.a. die künstliche Nebelmasse (Schiffs­tarnung) und forschte in Zusammenarbeit mit Fritz Haber an der Herstellung von Gaskampfstoffen. Diese Erfahrungen nutzte er nach Kriegsende für die Entwicklung von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln. Mit der Gründung der IG Farben AG 1926 ist Schmidt Vorstandsmitglied.
Im Ruhestand ab 1932 ist Schmidt aktiv in der NSDAP und SS, in der er 1944 bis zum Brigadeführer (SS-General) aufsteigt.


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Albrecht Schmidt (1864-1945)
Albrecht Schmidt
(1864-1945)

 

Biografische Notizen

  • 1864 - am 03.07. wird Albrecht Karl Schmidt in Grevenbrück (Westfalen) als Sohn des Hüttendirektors und Regierungsrats Dr. Karl Schmidt (1831-1906) und dessen Ehefrau Bertha, geb. Dieckerhoff (1832-1908), geboren
  • Besuch der Grundschule in Posen
  • ab 1873 - Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt
  • 1881 - Reifeprüfung ebendort
  • anschließend Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger in Darmstadt
  • seit 1883 - Studium der Chemie, Physik und Mineralogie am Polytechnikum Darmstadt
  • 1884/85 - Unversität Heidelberg, u. a. bei Robert Bunsen (1811-1899)
  • 1885-88 - Universität Straßburg bei Rudolf Fittig (1835-1910)
  • 1887 - Promotion über die "Einwirkung von Butyraldehyd auf bernsteinsaures Natrium bei Gegenwart von Essigsäure-Anhydrid"
  • 1887/88 - Assistent bei Fittig
  • ab 1888 - Leiter eines durch ihn errichteten Forschungslabors bei der "Chemischen Fabrik auf Aktien (vormals E. Schering)" in Berlin; Schering brauchte wegen ihrer abgelaufenen Patente neue, dringend neue Substanzen; nach Anfangsschwierigkei­ten hatte Schmidt mit Piperazin als Gicht- und Blasenmittel erste Erfolge
  • 1892 - Entdeckung der desinfizierenden und konservierenden Wirkung von Formalin
  • 1894 - Erfindung der Formaldehyd-Casein-Kondensationspro­dukte, ein Schritt zur Herstellung von Kunstharzen
  • zu diesen wirtschaftlich erfolgreichen Entwicklungen gehören auch das Urotropin gegen bakterielle Erkrankungen der Harn­wege, das Persulfats gegen die Vergilbung von Fotografien, über die Schmidt auch regelmäßig in der Fachliteratur infor­mierte
  • 1895 - in Melle heiratet er Carlota Brune (1875-1965), Tochter eines Plantagenbesitzers und Großkaufmanns in Brasilien; sie bekommen vier Kinder: Helmuth (1895-1979), Irma (1898-1985), Herbert (1901-1988) und Margot (1907-1990)
  • 1898 - Schmidt wechselt zur Farbwerke Hoechst AG, vorm. Meister Lucius & Brüning an den Main (Höchst ist seit 1928 Stadtteil von Frankfurt/M.), da er trotz seiner Erfolge nicht in den Schering-Vorstand berufen wurde;
    wegen einer Karenz-Klausel im Schring-Vertrag betätigt sich Schmidt in einem neuen Arbeitsbereich: den organischen Farbstoffen
  • 1908 - Erfindung eines einfachen Verfahrens zur Darstellung von Thioindigoabkömmlingen
  • 1910 - Schmidt erhält Prokura bei der Hoechst AG
  • 1911-13 - Arbeit auf dem wirtschaftlich bedeutenden Gebiet der geschwefelten Wollfarbstoffe (Heliodone)
  • ab 1912 - Teilnahme an deren Direktionssitzungen
  • ab 1914 - im 1. Weltkrieg arbeitet Schmidt verstärkt im Bereich der Wehrchemie, wie künstlichem Nebel (Tarnzwecke) und Gaskampfstoffen, dabei auch Zusammenarbeit mit Fritz Haber in Berlin
  • seit Herbst 1914 - u.a. mit Haber Bemühung um die Gründung einer "Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissen­schaften"
  • 1916 - stellvertretendes Vorstandsmitglied der Hoechst AG
  • 1917 - Honorar-Professor der Universität Frankfurt/M.
  • nach 1918 - nach dem Kriegsende nutzte er seine Arbeiten zur Entwicklung von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutz­mitteln und forschte zu Kunststoffen und Textilhilfsmitteln
  • 1919 - Leiter aller Hoechst-Farbstoffbetriebe
  • 1926 - Schmidt wird mit Gründung der IG Farbenindustrie AG zum Vorstandsmitglied berufen
  • seit 1928 - Schmidt hält Vorlesungen über "industrielle Chemie" an der Universität Frankfurt/M.
  • 1931 - Schmidt geht in den Ruhestand
  • 1932 - Dr.-Ing. E. h. der TH Braunschweig
  • 1932 - Ehrensenator der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin
  • 1933 - Mitglied der NSDAP
  • 1935 - Ehrenbürger der Universität Frankfurt/M.
  • seit 1937 - ehrenamtlicher Berater für Wirtschafts- und Hochschulfragen in der NS-Gauleitung Hessen-Nassau
  • 1939 - Mitglied der SS
  • 1939 - Ernennung zum SS-Standartenführer
  • 1939 - Goethemedaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Frankfurt/M.
  • 1944 - Ehrensenator der TH Darmstadt
  • 1944 - Ernennung zum SS-Brigadeführer (niedrigster Generals­rang der SS) durch Himmler
  • 1945 - am 27.05. stirbt Albrecht Schmidt im 81. Lebensjahr in Remscheid (andere Quellen geben Bad Soden am Taunus an)
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Quellen (genutzt)

  • Bode, Herbert Karl Wilhelm: Schmidt, Albrecht, in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 167-169 [Onlinefassung]
  • "Schmidt, Albrecht Karl", in: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde: Hessische Biografie

Werke (Auswahl)

  • Schmidt, Albrecht: Einwirkung von Butyraldehyd auf bernsteinsaures Natrium bei Gegenwart von Essigsäure-Anhydrid, Straßburg 1887 (Diss.)
  • ders.: Über das Piperazin, in: Berr. d. Dt. Chem. Ges. 23, 1890, S. 3718 f. und (mit W. Majert): 24, 1891, S. 241 f., 3237 f.
  • ders.: Formalin, seine desodorierende Wirkung, die Ursachen derselben und daraus folgende Verwendung des Formalins, in: Pharmzeut. Ztg. Nr. 6, 1894
  • ders.: Weitere Mitteilung über das Formalin, ebd. Nr. 23, 1894
  • ders.: Zur Geschichte der Erfindung des Formaldehyd-Caseins, in: Chemiker Ztg. 1937, Nr. 75, S. 756
  • ders. (mit Kurt Fischbeck): Die industrielle Chemie in ihrer Bedeutung im Weltbild und Erinnerungen an ihren Aufbau, nach 25 Vorlesungen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, ²1943
  • über 2.300 Patente

Literatur (Auswahl)

  • Heine, Jens Ulrich: Verstand und Schicksal. Die Männer der I. G. Farbenindustrie A. G. (1925-1945) in 161 Kurzbiographien, Weinheim 1990, S. 126-28
  • Lindner, Stephan H.: Hoechst. Ein I. G. Farben Werk im Dritten Reich, München 2005, S. 30, 40-47
  • Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 1985
  • Szöllosi-Janze, Margit: Fritz Haber (1868-1934), München 1998, S. 323, 359
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Interessante Links

  • Institut für Stadtgeschichte Karmeliterkloster, Frankfurt am Main, Beständeübersicht „Sammlungen“, 3.6.22. Nachlässe, Adels- und Familienarchive „Schm-Schz“: Nachlass SCHMIDT, Albrecht
  • Wagner, Claudia: Pillen und Pipetten, in: Ausstellungen Einstellungen, Austausch und Diskussion über Konzeption, Gestaltung und Zukunftsvisionen musealer Wissensvermittlung
 
       
   
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Diese Seite wurde erstellt am 1.07.2014