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Chemie-Geschichte

Caetano

Kurzbiografie

Alchimist, Hochstapler, angebl. Goldmacher
? (wahrscheinlich Neapel/Italien) - 23.08.1709 (Küstrin)
Wirkungsorte: Madrid, Brüssel, Wien, Berlin

Um 1700 tauchte ein wohl aus Neapel stammender Bauernsohn unter dem Namen der damals bekannten italienischen Familie Caetan (auch Cajetan, z.B. Kardinal Cajetan) als Don Domenico Manuel Caetano Conte de Ruggiero, Napolitano an verschiedenen europäischen Höfen als angeblicher Goldmacher auf. Neben Madrid versuchte er u.a. auch beim Kurfürsten von Bayern Max Emanuel, bei Kaiser Leopold und bei Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz seine "Künste" anzubieten.

Bereits in Bayern war er nach gescheiterten Experimenten auf der Burg Grünwald inhaftiert worden, aus der er aber 1704 (Spanischer Erbfolgekrieg, Schlacht von Höchstädt) von österreichischen Truppen wieder befreit wurde.

Anschließend versuchte er sein Glück am Hof des Königs Friedrich I. in Preußen. Dieser hatte sich für die Erlangung der Königswürde (er wurde 1701 als Kurfürst von Brandenburg erster König in Preußen) hoch verschuldet. Somit griff er gern nach jeder Möglichkeit seine Kassen zu füllen.
Darunter fiel auch schon sein missglückter Versuch, sich J. F. Böttgers zu bemächtigen, der 1696-1701 in Berlin eine Apothekerlehre absol­vierte und angeblich Gold machen konnte. Dieser floh aber und geriet 1701 in die Fänge des sächsischen Hofes. Er erfand dort 1708 das europäische Porzellan.

Zur Begutachtung des Könnens Caetanos wurde in Berlin zunächst der Arzt und Alchimist J. C. Dippel herangezogen, offensichtlich erfolg­reich, denn Caetano durfte daraufhin vor dem König Quecksilber in Gold "verwandeln".
Die Freude Friedrichs über die versprochenen Goldmengen war groß, führte jedoch nicht zu den finaziellen Zuwendungen zur Beschaffung der "notwendigen Materialien", die sich Caetano erhofft hatte. Nach Warnschreiben des pfälzer Kurfürsten und des Hofs in Wien wurde Caetano nachdrücklich zur Erfüllung seiner Versprechen aufgefordert, was ihn zur Flucht nach Hamburg bewegte. Er wurde aber gefasst und auf der Festung Küstrin zum "ungestörten Arbeiten" festgesetzt. Da er dies dort nicht konnte, wurde er auf seine Bitten hin nach Berlin gebracht.

Diese Gelegenheit nutzte Caetano zu einem erneuten Fluchtversuch, der in Frankfurt/M. endete. Auch seine zweite Festungshaft in Küstrin brachte keine brauchbaren Resultate.
Dem sog. Grafen Caetano wurde als Betrüger der Prozess gemacht. Am "23. August 1709 wurde er in einem mit Flittergold beklebten Kleide an einen ebenfalls vergoldeten Galgen" (zit. nach Vehse) vor dem Gericht in Küstrin zur Abschreckung aller "Goldmacher" öffentlich gehenkt.

F. R.


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Caetanos Hinrichtung
Caetanos Hinrichtung am 23.8.1709 in Küstrin
(zeitgen. Flugblatt)

 

Biografische Notizen

  • erst vor wenigen Jahren wurden in Caetanos Zelle in der Burg Grünwald in Bayern Wandmalereien entdeckt, die von ihm stammen sollen und in die Zeit um 1700 datiert werden; hier befindet sich eine Ausstellung dazu im Burg-Museum (vgl. Links)
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Quellen (genutzt)

Literatur

  • Hoffmann, Klaus. Glitzerndes Geheimnis. Gauner, Gaukler, Gelehrte und Grossmachtpolitker. Ein Kriminalreport über parawissenschaftliche Hochstapeleien, Leipzig 1988
  • Krätz, Otto: Ein Spiel um Gold und Macht. Nachrichten aus dem Leben des Don Dominico Emanuele Caetano und dessen gekrönten Opfern, in: Chemie in unserer Zeit, 22 (1988), Heft 2, S. 50-62 (Zusammenfassung/Abstract bei Wiley InterScience)
  • Krätz, O. u. Riggi-Haerstock, A.: Falsches Gold. Emanuele Caetano - oder: Korruption und Intrige im 18. Jahrhundert. In: Kultur und Technik 4 (1990), S. 19-25 (Zeitschrift des Deutschen Museums München)
  • Priesner, Claus: Erträumtes Gold. Bayerische Fürsten und ihre Alchimisten, in: Gold im Herzen Europas. Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern, 34, Kümmersbruck 1996, S. 217-223
  • Vehse, Carl Eduard (1802-1870): Illustrierte Geschichte des preussischen Hofes, des Adels und der Diplomatie vom Grossen Kurfürsten bis zum Tode Kaiser Wilhelms I., in: Deutsche Hochschulschriften. Alte Reihe, 79, Stuttgart 1901
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Diese Seite wurde erstellt am 4.08.2007