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Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V. Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V. Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V.

Chemie-Geschichte

Segall, Sali

Kurzbiografie

Kaufmann, Unternehmer
08.07.1866 (Kirchenjahn/WPr.) - 09.11.1925 (Wiesbaden)
Wirkungsorte: Dominikanische Republik, Berlin

Nach seinem Abitur in Danzig lernte Segall in einem Hamburger Im- und Exporthaus. Schon während der Lehre war er auch in Übersee tätig. Für die Firma Orenstein & Koppel wirkte er anschließend mehrere Jahre weltweit, speziell in der Karibik, stieg zum Leiter der Exportabteilung und später zum stellvertretenden Direktor dieser Gesellschaft auf. 1899 wurde er zum Kunsul der Dominikanischen Republik ernannt.

Nach dem Tod von Julius Rütgers und dessen Sohn Rudolph (beide 1903) übernahm er 1904 den Vorstandsvorsitz der 1902 gebildeten Rütgerswerke AG. "Damals bestand die Betätigung der Gesellschaft in den Imprägnierwerken und der Teerproduktenfabrik Rauxel der früheren Firma Julius Rütgers. Segalls Verdienst ist es, durch Angliederung zahlreicher Unternehmungen die Gesellschaft zu ihrem heutigen gewaltigen Umfang emporgeführt zu haben." (aus Nachruf, in: Die chemische Industrie, 14.11.1925) Unter Segalls Leitung wurden die Rütgerswerke durch gezielte Zukäufe, Fusionen und Partnerschaften zu einem führenden deutschen Unternehmen der Steinkohlenteer­chemie und angrenzender Bereiche. 1910 gründeten die Rütgers­werke AG unter seiner Führung in Zusammenarbeit mit Leo H. Baekeland die erste industriell produzierende Kunststofffabrik der Welt, die Bakelite Gesellschaft mbH Berlin Erkner.


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Biografische Notizen

  • 1866 - (08.07.) SALI SEELIG Segall (auch Sally) wird in Kirchenjahn in Westpreußen (heute: Kościelna Jania, Polen) als Sohn eines jüdischen Landwirts geboren
  • Gymnasium zu Danzig, Reifeprüfung
  • Lehrling in einem Import- und Exporthaus in Hamburg, für das er auch in überseeischen Ländern tätig war
  • "… längere Tätigkeit im Dienste der Firma Orenstein & Koppel, für die er während einer Reihe von Jahren Reisen in alle Weltteile unternahm. Im Laufe dieser Tätigkeit wurde er Leiter der Exportabteilung und später stellvertretender Direktor der Gesellschaft." (Nachruf)
  • 1899 - "Der Kaufmann Sally Segall ist zum Dominikanischen Konsul ernannt worden." (Amtsblatt, S. 136)
  • 1904 - Vorstandsvorsitzender (auch Generaldirektor) der Rütgerswerke AG nach dem Tod von Julius Rütgers und dessen Sohn Rudolph 1903
  • 1905 - Hochzeit mit der 1880 in Rotterdam geborenen Lilly Jacobson in Paris
  • 1906 - Geburt der Tochter ELLEN Bertha Marianne in Berlin
  • ca. 1906 - "Verein zur Förderung der Verwendung des Holzschwellen-Oberbaues" gebildet, Vorsitzender
  • 1908 - Fusion der Rütgerswerke AG mit der AG für Teer- und Erdölindustrie, u.a. mit den Teerdestillationen in Erkner bei Berlin, Niederau bei Dresden, Grabow in Mecklenburg und Pasing bei München - neben zahlreichen weiteren gezielten Zukäufen, Fusionen und Partnerschaften davor und danach
  • 1908 - Konstituierung der Allgemeinen Jüdischen Kolonisationsorganisation (A.J.K.O.), Segall im Vorstand
  • 1909 - (Juni/Juli) mehrere Begegnungen mit Baekeland in Berlin, Abschluss der Vorverträge über alleinige Nutzungsrechte der Bakelite-Patente für Europa
  • 1910 - (25.05.) Gründung der Bakelite Gesellschaft mbH Berlin Erkner (Sitz in Berlin, Rütgers-Zentrale, Produktion und Entwicklung in Erkner) - in Erkner entsteht damit die erste Kunststoff-Fabrik der Welt
  • 1910/11 - Bau des Rütgers-Hauses in der Lützowstr. 33-36, des neuen Firmensitzes
  • ca. 1918 - Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), u.a. mit Walter Rathenau
  • ca. 1918 - Mitglied "Kuratorium für den Wiederaufbau des deutschen Wirtschaftslebens"
  • 1920 - "Zentralverband für Desinfektion und Hygiene" gegründet (ab 1922 Vorsitzender)
  • 1921 - Mitglied im Gesamtausschuß des "Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands"
  • 1925 - Sali Segall stirbt am 9.11. in Wiesbaden "nach kurzem schweren Leiden"
     
  • 1936 - Tochter Ellen wandert mit ihrer Familie (wahrsch. auch Mutter Lilly) nach Montevideo (Uruguay) aus

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Sali Segall
(1866-1925)

 

Quellen (genutzt)

  • Amtsblatt der Regierung in Potsdam, Potsdam 1899
  • Collin, Gerd: Julius Rütgers und Erkner, Erkneraner Heft Nr. 6, Erkner 2004
  • Collin, Gerd: Leo Hendrik Baekeland und das/(die) Bakelit(e), Erkneraner Hefte Nr. 9, Erkner 2007
  • Collin, Gerd: Geschichte der Steinkohlenteerchemie am Beispiel der Rütgerswerke. Urban-Verlag, Hamburg 2009
  • Carl Duisberg (1861-1935): Briefe eines Industriellen, Oldenbourg Verlag, 2012
  • Generaldirektor Dr.-Ing. e. h. S. Segall †, in: Die chemische Industrie, 14.11.1925
  • Orians, W.; Collin, G.: 150 Jahre RÜTGERS, Essen 1999
  • Pulzer, Peter G. J.: Jews and the German State: The Political History of a Minority, 1848-1933, Wayne State University Press, 2003
  • Retzlaff; Frank: Max Weger (1869-1944) “Vater der Bakelite Gesellschaft”, Erkneraner Heft Nr. 21, Erkner 2015
  • Walther Rathenau-Gesamtausgabe, 1983, Band 6

Literatur

  • Mosse, Werner Eugen: Jüdische Unternehmer in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 1992
  • Verhandlungen der Sozialisierungs-Kommission über die Reparationsfragen (Stabilisierung der Währung), III. Band, Berlin, 1922
  • Walk, ‎Joseph: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden: 1918-1945, Leo Baeck Institute, 1988
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Interessante Links

  • Ahnentafel von Ellen Bertha Marianne Apolant, geb. Segall (1906-?), eingesandt bei der Gesellschaft für jüdische Familienforschung. Aus den Sammlungen des Jüdischen Museums Berlin. [Die Autorin war Sali Segalls Tochter]
 
       
   
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Diese Seite wurde erstellt am 03.07.2016